Vollmond

(oder: Die Lichtung der Wölfe)

Einer wie ich verfolgt oft nur ein Ziel, er beobachtet was um ihn herum geschieht und manchmal begegnet er Wesen, deren Geschichte er verfolgt. Als ich auf diesen Wesen traf begann ich heimlich ihre Träume und Gedanken zu erkunden. Jeden Tag und jede Nacht bin ich den beiden zugetan.

Ihr beinahe tägliches Aufeinandertreffen, ihre zufälligen Blicke, ihre gemeinsamen Gedanken, ihr Gesten der Wildheit und Zärtlichkeit im gleichen Augenblick und eine unendliche Liebe welche schon viel Leben andauert lassen mich diese Zeilen schreiben.

Zwei Menschen die vom ersten Tag an wissen, das sie und er nicht nur Menschen sind. Beide ein wenig anderes, beide in getragen von dem Gedanken, das nur ein leben zu führen sehr langweilig ist. Beide die das Tier im Menschen deutlich zu verstehen geben, sie sind nicht nur Wölfe. Sie und er sind Alphawölfe, Wölfe die ihr Leben als Menschen nicht missen wollen, die sich ihrer Verpflichtung bewusst sind. Zwei Menschen die sich einen Raum zwischen den Welten geschaffen haben. Die Welt im hier und jetzt und die Welt der Gedanken. Sie sind seelenverwandt und sie sparen sich die Worte. Ihre Blicke und ihre Gedanken reden genügend für sie.

Ihr Wesen war das einer Fee, sie selbst sagt die Fee des Mondes. Sie wandelt sich wie der Mond und manchmal verschwindet sie ganz und gar hinter Wolken und will von einer Welt um sie herum nichts wissen. Aber wenn sie da ist, dann spürt nicht nur er ihr Wesen, sondern jeder der ihr begegnet. Ein Wesen zwischen Hell und Dunkel.

Sein Wesen beinahe noch schwerer in Worte zu fassen als das Ihre. Er scheint zwischen Himmel und Hölle zu wandeln. Zur gleichen Zeit entspricht sein Wesen einem teuflischen Engel und einem himmlischen Teufel. In seinen Augen ein Flackern von Feuer und dann wieder das Glitzern der Sterne. Seine Seele gefangen in den Zwängen der Welt, sein Herz verschenkt an seine Liebe in dieser Welt. Ein Wesen das erst glücklich wurde, als ihm die Blicke seiner Wölfin begegneten. Augen die er schon sein ganzes Leben kannte, Augen die er in einem Bild auf seiner Haut der Ewigkeit weihte. Das Bildnis der vereinten Wölfe. Vereint in jeder Vollmondnacht seit Anbeginn der Zeit.

Von einer dieser heimlichen Nächte handeln diese Worte, die nun in alle Zeiten erhalten bleiben. Ein gemeinsamer Traum der Seelenverwandten Wesen. In ihrem Traum finden sie sich auf einer kleinen Lichtung umgeben von mystisch scheinenden Bäumen. Ihre Lichtung liegt auf einem kleinem Berg, verborgen vor den Blicken andere. Ich aber habe sie gefunden und beobachte ihr wunderbares Treiben von einem dieser Bäume. Dem Baum unter dem der Wolf in jedem Leben wartet bis die Wölfin ihm begegnet. Dem Baum unter dem die Wölfin wartet bis ihr Wolf wieder bei ihr ist.

Es ist still auf der Lichtung, aber ich weiß sie werden gleich erscheinen. Dunkle Wolken verdecken den vollen Mond und nur ich scheine ein wenig von der Lichtung zu sehen. Wie jedes Mal tauchen aus entgegengesetzter Richtung zwei grüne Augenpaare auf. Die Dunkelheit lässt nur die Umrissen von zwei Wölfen erahnen. Zwei Wölfe die sich jeden Augenblick auf der Lichtung gegenüberstehen. Ihre Blicke ziehen sich magisch an, sie nähern sich langsam einander. Ohne den Blick voneinander zu wenden laufen beiden Wölfe einen enger werdenden Kreis bis sich ihre Fell zärtlich berührt. Eng aneinander geschmiegt wenden beide ihren Kopf zum Himmel und ein leichtes Heulen wird immer lauter. Und wie in jeder Vollmondnacht, scheint es als ob ihr Heulen die Wolken verjagt. Der Blick auf eine wundervoll scheinenden Mond wird freigegeben. Einen Augenblick lang lasse ich mich verzaubern, ebenso wie die beiden Wölfe. Aber dann sehe ich wieder zu ihnen, doch an der Stelle wo eben noch die Wölfe standen, steht nun ein Mann und in seinen Armen liegt eine Frau. Verschmolzen ineinander genießen sie einen unendlich langen Kuss. In den Momenten, wo beide einander anblicken kann man das Wolfsgrün in ihren Augen blitzen sehen. Ja sie sind es, beide gewandelt und nur in dieser Nacht mächtig genug ihr menschliches Wesen als Wölfe zur Lichtung zu bringen und sich durch das volle Leuchten des Mondes und die Kraft ihrer Liebe menschlich zu vereinen.

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